Assisi Reise 13. – 20. März 2022

Reisebericht
von Nadia Rudolf von Rohr, Franziskanische Gemeinschaft

Drei Jahre währte «dank» Corona die Vorfreude auf diese besondere Assisi-Reise: Sechs blinde bzw. sehbehinderte Menschen und doppelt so viele Begleitpersonen haben wir während vier Tagen – ja, es waren am Ende nur vier, aber davon später – durch Francescos und Klaras Städtchen begleiten dürfen. Was man nicht alles sehen kann, auch ohne dafür die Augen nutzen zu können!

Gruppe in den engen Gassen Assisis.

Es war eindrücklich, wie sich die nicht Sehenden durch die engen Gässchen, auf Feldwegen und über Treppen hinauf und hinunter bewegt haben, als ob es nichts wäre. Wie sie Eindrücke haben wirken lassen, ganz Nase und Ohr waren und wo nötig auch kreativ auf Entdeckungsreise gingen…

Bernadette, assistiert von Sybille, ertastet mit dem Blindenstock die Bronzestatue des heiligen Franziskus.

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber auch die Begleitpersonen haben uns beeindruckt, ihre Feinfühligkeit und Aufmerksamkeit, die Bereitschaft, die Bedürfnisse der andern vor alles zu stellen, die vielen kleinen Aufmerksamkeiten und Handreichungen – das alles hat einen wunderbar tragenden Boden gegeben!

Assisi mit Weitsicht.

Und wenn am Sonntagmorgen früh in Altdorf noch Fremde zueinander in den Bus gestiegen sind, so waren es am Donnerstag, als wir Abschied nehmen mussten, Geschwister, die die Heimreise antraten. Allerdings, nicht alle nahmen den Reisebus – vier von uns hat Corona in Italien eingeholt und wir hatten alle Hände voll zu tun mit Versorgung der Isolierten und der Organisation der Heimreise für die Corona-Positiven. Von allen war Flexibilität gefragt und auch hier blicken wir dankbar zurück auf das Miteinander dieser Menschen, die auch mit dieser Situation grossartig und geschwisterlich umgegangen sind. Um diese Erfahrung und eine weitere Assisi-Perle sind wir alle reicher!

Gruppe vor dem Tor, durch das Franziskus die Stadt verliess. Übrigens: In Gelb am Boden sitzend: Co-Reiseleiterin Monika.

Die vier Tage, die wir hier erleben durften, waren erfüllend und von eigenem Reichtum. Wir haben das geschichtliche Assisi erkundet, von der Burg zum Amphitheater, über die Piazza und zum mittelalterlichen Baby-Fenster bis nach San Pietro. Wir sind den Fusspuren Francescos und Chiaras gefolgt, haben den Gesängen der Brüder in San Damiano gelauscht und dem Glockengeläut von Santa Chiara und San Rufino. Und auch die Vermächtnisse in Stein im San Francesco und in der Portiuncula haben uns auf ihre Weise beeindruckt.

 

Männerrunde mit Pizza auf der Piazza und natürlich einem feinen Bier.

Und selbstverständlich haben wir uns auch an der «Italianità» gefreut: am «aperitivo», an gutem Essen und Wein und dann und wann trotz kaltem Wind auch an einem «gelato».

 

 

 

 

Wir schauen dankbar zurück auf diese gelungene Premiere einer Assisi-Reise für Blinde und Sehbehinderte und wir freuen uns schon heute auf ein nächstes Mal!

Bericht: Nadia Rudolf von Rohr, Franziskanische Gemeinschaft

Nach Assisi ist vor Assisi – Save the date:
Die Franziskanische Gemeinschaft und die CAB sind bereits in der Planung für eine Neuauflage der Assisi-Reise: SO 12. Mai bis SA 18. Mai 2024


In der Gruppe wurden die persönlichen Highlights „Perlen“ genannt. Und so war Roland Gruber von der CAB auf „Perlen-Suche“. Hier also einige Zitate von Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmern:

Christin (sehende Reiseteilnehmerin):

Von links nach rechts: Christin, Sybille, Hans und Nadia vor dem Hotel „La Rocca“.

„Eine erste grosse Perle dieser Zeit in Assisi war für mich schon ganz am Anfang der Reise, als ich Bernadette am Zug in Luzern abgeholt habe. Sofort habe ich gemerkt, wie eine Vertrautheit und eine Freude zu wachsen beginnen. Bernadette konnte mir sehr schnell sagen, was sie braucht und was sie nicht so mag, z.B. bestimmte Berührungen. Und wenn dies am ersten Tag von mir mal vergessen ging, dann hat mich Bernadette freundlich darauf hingewiesen, und wir konnten beide darüber lachen. Das war eine sehr schöne Erfahrung, gerade auch mit dieser Leichtigkeit unterwegs sein zu können“.

Bernadette (blinde und hörbehinderte Reiseteilnehmerin):

Die Gruppe geniesst die Aussicht auf Assisi und das, was zu hören und zu riechen ist. Bernadette im Vordergrund, am Geländer mit grünem Rucksack. Ganz im Vordergund: Co-Reiseleiterin Nadia.
Bernadette und Sybille haben gerade eine Treppe überwunden.

„Also, ich kann nicht von einer einzelnen Perle, sondern von einer ganzen Perlenkette berichten. Eine besondere Perle war für mich unser Reiseleitungs-Team, Nadia und Monika. Sie haben es hervorragend organisiert. Meine besondere Perle mit den beiden ist ihre Begeisterung für Franziskus, die sie mit uns geteilt haben. Diese Begeisterung ist auf mich übergeschwappt, das Feuer hat mich angesteckt. Eine weitere Perle ist für mich die herrliche Begleitung, die ich von Christin, Zita und Sybille hatte und von vielen anderen. Ich wurde so herrlich umsorgt. Ich danke allen, insbesondere auch der Franziskanischen Gemeinschaft und der CAB.“

Ursula (sehende Reiseteilnehmerin):

„Für mich war es bereichernd, jede und jeden in der Gruppe kennenlernen zu dürfen. Natürlich: Die einen etwas näher, die anderen etwas weniger. Die letzten beiden Tage haben halt schon etwas gefehlt. Aber die Tage, die wir gemeinsam hatten, die waren mit viel Freude und Spass, Stille und Gebet, Flötenspiel von Bettina und Christin bereichert. Das tat gut für Leib und Seele. Auch sehr schöne Momente erlebte ich beim gemeinsamen Essen und Trinken und beim gemeinsamen Unterwegssein. (…). Als gutsehender Mensch habe ich erlebt, wie Blinde und Sehbehinderte unkompliziert, selbständig und eigenständig unterwegs sind, jede und jeder auf seine / ihre eigene Art. Ich habe gelernt, loszulassen, wenn mir z.B. sehbehinderte Reiseteilnehmende gesagt haben ‚Es geht schon allein‘. Mir wurde bewusst, wie der Humor dazu beitragen kann kleine Versprecher oder Patzer zu entschuldigen. Mir wurde richtig bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, mit gutem Sehen unterwegs zu sein, aber auch was alles Möglich ist beim Unterwegssein mit einem Handicap, auch mit einer Einschränkung genussvoll durchs Leben zu gehen. Für mich ist jede Form von Leben wertvoll, wenn es einem gelingt, eine innere Haltung und eine innere Einstellung vorwiegend positiv gestalten zu können.“

Roland (Roli) Gruber (sehbehinderter Reiseteilnehmer) in einem Facebook-Kommentar:

Roli in der Stamm-Gabelung eines der zahlreichen umbrischen Olivenbäume.

„Die Assisi-Reise war einfach nur wunderbar, und ich zehre ganz bestimmt noch lange von diesen Tagen in einzigartiger „Gruppen-Atmosphäre”. Hans und Mirco haben mich topp begleitet, getreu dem Motto „so viel wie nötig, sowenig wie möglich“; sie waren immer zur Stelle, wenn es für mich hilfreich war. Und dass die gesamte Gruppe wegen der früheren Heimreise und den positiv Getesteten so ruhig und „harmonisch“ reagieren konnte, das ging von der ruhigen, klaren und besonnen Art der hochprofessionell agierenden und reagierenden Reiseleitung aus: Nadia und Monika (und Chauffeur Urs) haben das sensationell gemacht. Wir haben auch in der verkürzten Zeit sooo viel erlebt. Es war einfach nur schön…!“

Fotos: Nadia Rudolf von Rohr, Roland Gruber sowie verschiedene Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer
Zusammenstellung auf dieser Website: Andrea Vetsch und Roland Gruber