Märchenwege – Lebenswege

Vom 4.-6. April 2013 begaben sich zu diesem Thema acht Sehbehinderte und vier Begleitpersonen unter der Leitung von Silvia Studer-Frangi auf den Weg!

Immer wieder tauchten wir hörend in die Märchenwelt ein, erfuhren viel über deren Symbolik, machten uns unsere Gedanken dazu und tauschten uns darüber aus.

Die Zaubermärchen, wie diese Gattung genannt wird, sind meistens auch Weg-Märchen, häufig Ablösungsgeschichten. Aufgefallen ist uns:

Die Heldinnen und Helden gehen den Weg vertrauensvoll, konsequent, das heisst geradlinig, ohne ihr Ziel aus den Augen zu lassen, obwohl ihre Umgebung gerade ihnen nichts zutraut. Sie sind mit offenem Herzen unterwegs, nehmen auch Hilfe an und handeln, wo nötig, selbstbestimmt. Obwohl sie manchmal verzweifelt sind, geben sie nicht auf, sondern suchen weiter ihren Weg. Häufig sind die Märchenhelden aufeinander bezogen und unterstützen sich gegenseitig. So hilft beispielsweise ein verzauberter Prinz einer Königstochter und wird anschliessend durch sie erlöst.

Während unseres Kurses übten wir auch ein Theater ein, das wir am Freitagabend vor Publikum aufführten.

Und hier noch das kürzeste gehörte Märchen:

Es war einmal ein Königssohn, der war so dumm, dass ihn sein Vater fortjagte. Er rannte bis zum Meer. Als der Weg nicht weiterging, setzte sich der Dummling an den Strand, ohne zu wissen, was jetzt zu tun sei. Da tauchte eine Kröte auf und befahl ihm, unterzutauchen. Das tat er und landete in einem Schloss unter Wasser. Dort musste er der Kröte dienen. Schliesslich befahl diese ihm, mit ihr zu ringen. Er tat es, und aus der Kröte wurde eine wunderschöne Prinzessin, und ehe sie sich versahen, war das Schloss mit all seinen Gärten auf der Erde. Prinzessin und Königssohn heirateten. Der Dummling wurde gescheit, und er konnte nun König werden. Und sie lebten glücklich miteinander.

Um viele frohe, gemütliche Stunden und Erfahrungen reicher reisten wir heim, und wir hoffen, dass auch im nächsten Jahr wieder ein Märchenkurs durchgeführt werden wird.

Auch Sie sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.

Karla Kunz