News

Augenblicke 1/2024 ist erschienen

Im Portrait lernen Sie Kurt Halbheer und Andrea Burri kennen. Sie verstehen sich im wahrsten Sinne des Wortes blind. Das sympathische Paar berichtet unter anderem über Herausforderungen beim Unterwegs-Sein und erzählt von der Wichtigkeit der CAB-Kurse und auch der Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit. In der Kolumne geht es um vermeintliches Baby, das dann doch keines war, und in der «Hilfsmittel-Rubrik» erfahren Sie, warum Low-Vision-Beratungen Sehbehinderten helfen, das vorhandene Sehvermögen optimal zu nutzen. Und der Showdown-Sport wird ebenfalls vorgestellt.

Laden Sie Augenblicke 1/2024 direkt herunter: Download PDF

Frühere Augenblicke-Ausgaben finden Sie im Augenblicke-Archiv auf unserer Seite Publikationen.

Nachruf

Soeben erreicht uns die Nachricht, dass am 28. Dezember 2023 unsere langjährige Kursleiterin, die bekannte Zürcher Märchenerzählerin Silvia Studer-Frangi, in ihrem 88. Lebensjahr verstorben ist.

Mit Herzblut und viel Weisheit leitete Silvia von 2012 bis 2020 in unserem Auftrag Märchenkurse und -nachmittage für sehbehinderte und blinde Menschen aus der ganzen Deutschschweiz.

Ihre Erzählkunst, ihre heitere und trotz ihres fortgeschrittenen Alters so jung gebliebene Ausstrahlung zogen alle in den Bann, die ihr zuhörten. Ihr Wissensschatz schien unendlich zu sein. Mit viel Weisheit schaffte sie es immer wieder, aus uralten Geschichten leicht verständliche Parallelen zu unserem Leben zu ziehen. Gross gewachsen war sie nicht, schaffte es aber mit ihrer Aura, ihrer edlen Art und ihrer Herzlichkeit jeden Raum zu füllen, den sie betrat.

Ihre Besuche im Büro werden wir vermissen (sie wohnte gleich um die Ecke). Sie kam nie ohne etwas Süsses und brachte jedes Mal ein Märchen, eine Geschichte oder ein schönes Gedicht mit. Eines davon hängt heute noch im Büro:

Dem Freien schaut,
als das Gegenbild seiner Freiheit,
das Schicksal entgegen.
Es ist nicht seine Grenze,
es ist seine Ergänzung;
Freiheit und Schicksal
umfangen sich zum Sinn;
und Sinn schaut das Schicksal,
die eben noch so strengen Augen
voller Licht,
wie die Gnade selber drein.

Martin Buber, «Ich und Du» (1923)

Leben und Wirken einer Visionärin

Bildbeschreibung: Bingen am Rhein

Kulturreise vom 5. – 8. Oktober 2023
Ein Reisebericht

19 sehbehinderte und blinde Männer und Frauen folgen der Einladung und profitieren vom gemeinsamen Jubiläumsangebot der beiden befreundeten Organisationen, der CAB und der Behindertenseelsorge Zürich. Zusammen mit sehenden Begleitpersonen, dem Chauffeur Urs und seiner Gattin Silvia sowie uns Leiterinnen waren wir eine beachtliche Gruppe von 40 Personen, die sich gemeinsam auf den Weg in eines der schönsten Weingebiete Europas machte, um sich dort 5 Tage lang intensiv mit der vielseitigen Hildegard von Bingen zu beschäftigen. Hildegard die Visionärin, Prophetin, Heilsbotschafterin, Naturheilkundlerin und Komponistin.

Unser Ausgangspunkt

Therme Bad Kreuznach

In Bad Kreuznach angekommen stehen wir vor dem prunkvollen, im Jugendstil erbauten Parkhotel aus dem Jahr 1913. Was für ein Glück, in einem solchen Haus wohnen zu dürfen. Schon das Foyer mit seinen riesigen Kronleuchtern, den edlen, blauen Samtsesseln und der schmucken Bibliothek haben uns tief beeindruckt. Das Haus war sowohl im ersten wie auch im zweiten Weltkrieg ein wichtiger politischer Schauplatz mit internationaler Reichweite. So diente es zuerst als kaiserliches Hauptquartier, während rund 40 Jahre später genau an diesem Ort ein international aufsehenerregendes Treffen zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer stattfand. Wieder Jahre später besiegelten Helmut Kohl und François Mitterrand die deutsch-französische Freundschaft im Parkhotel.

Gruppe von hinten mit orangen Westen auf dem Spaziergang durch Bad Kreuznach
Spaziergang durch Bad Kreuznach

An diesem ersten Abend begaben wir uns gemeinsam auf einen Spaziergang durch das zauberhafte Städtchen Bad Kreuznach. Was für ein Privileg für mich und ein Riesenglück für uns alle, Tanja Haas als Co-Leiterin mit dabei zu haben. Sie ist in dieser Gegend aufgewachsen und weiss so vieles zu berichten, was wir wohl ohne sie nie erfahren hätten.

Bad Kreuznach, rund 40 km von Mainz gelegen, ist nicht nur berühmt für seine Bäder, sondern auch für seine einzigartigen Brückenhäuser. Die Stadt gibt sehr viel Geld aus, um diese schmucken Häuschen aus dem 16. Jahrhundert zu erhalten. Wie so viele deutsche Städte hat auch Bad Kreuznach imposante Stadtkirchen. In der rosafarbenen Pauluskirche soll Karl Marx 1843 seiner Jenny das Ja Wort gegeben haben. Erwähnenswert ist auch das Fausthaus an der «Magister-Faust-Gasse». Die Zeiten waren unruhig, als der berühmte Magier, Magister, Alchimist und Sterndeuter Dr. Faustus dort gewohnt haben soll. Es war die Zeit der Reformation, Martin Luther und der Bauernkriege. Goethes „Fausttragödie“ ging als (wörtlich-) „tiefsinnigste und bedeutendste Dichtung der deutschen Sprache in die Literaturgeschichte ein“.

Auf den Spuren der Heiligen Hildegard (1098-1179)

Unser zweiter Reisetag, der Freitag, galt der jungen Hildegard, die als 14-jähriges Mädchen unter der Obhut der Heiligen Jutta von Sponheim in das Kloster auf dem Disibodenberg eintrat. Wir besuchten die gut erhaltene Ruine der riesigen Klosteranlage und genossen die bunt gefärbten Herbstwälder. Die Aussicht vom Disibodenberg über die riesigen Weinbaugebiete in der Nahe Ebene war schlicht spektakulär. In der kleinen Hildegardkapelle stimmte die Gruppe spontan das Lied „Dona nobis pacem“ an. Die Akustik in diesem kleinen, runden Gebäude eignete sich hervorragend für den Gesang – ein Hühnerhautmoment.

CAB Präsidentin Ruth Häuptli, Karin Oertle und CAB Vorstandsmitglied Daniel Burri

Nach einem herrlichen Imbiss draussen an der Sonne entschieden sich die Allermeisten für die Pilgerroute und wanderten vom Disibodenberg rund 1 1/2 Std. nach Bad Sobernheim. Ein paar Teilnehmende bevorzugten eine frühere Rückreise mit dem Car und profitierten von den Thermen. Am Abend fuhren wir nach Rüdesheim an der Nahe.

Winzer Thomas Emmerich

Der Winzer Thomas Emmerich persönlich führte uns durch seine besten Weine und liess sie uns degustieren. Das anschliessende Abendessen im stimmungsvollen Pavillon schmeckte vorzüglich. Die musikalischen Beiträge von Daniel Burri (Klavier) und Simone Speck (Panflöte) umrahmten den Abend und sorgten  mächtig für Stimmung.

Daniel kam so richtig in Fahrt und spielte unseren deutschen Gastgebern Schweizer Evergreens vor, welche sogar unserer Präsidentin einen Jodel entlockten. Ein geselliger, harmonischer Abend ging zu Ende.

Am dritten Tag besuchten wir Bingen, das mediterran anmutende Städtchen am Rheinknie, umgeben von Weinbergen soweit das Auge reicht. Den Vormittag verbrachten wir im Hildegard Forum auf dem Rochusberg. Ich glaube, wir alle waren uns einig: der Vortrag von Schwester Ancilla Maria gilt als absolutes Highlight dieser Reise. Die betagte Schwester wusste so viel Interessantes zu erzählen und spannte mit viel Weisheit immer wieder einen Bogen in unsere sogenannt moderne Zeit. Die Teilnehmenden klebten förmlich an ihren Lippen und wollten sie gar nicht mehr gehen lassen. Einige folgten ihr, um ihr noch die eine oder andere Frage zu stellen oder eine Weisheit zu entlocken. Aufgrund des riesigen Interesses stellte uns Schwester Ancilla Maria ihren Vortrag in schriftlicher Form zur Verfügung. Sie können ihn hier als PDF herunterladen.

Mit diesen bedeutsamen Worten schloss Schwester Ancilla Maria ihren Vortrag: «Wenn die Freude nicht nur an der Oberfläche unseres Fühlens ist, sondern Herz und Leber durchdringt, dann ist das für unsere Gesundheit gut, dann fühlen wir uns heil. Deshalb sollten wir versuchen, uns ganz der Freude zu öffnen und unsere Seele, unser Herz und unser ganzes Sein von ihr durchdringen zu lassen.»

«Die Seele liebt ihren Leib und hält ihn für ein schönes Gewand und eine erfreuliche Zier.»
Hildegard von Bingen

Das Mittagessen auf dem Rochusberg schmeckte ausgezeichnet. Das Institut kocht nach Hildegard und beschäftigt im Service wie in der Küche Menschen mit einer Behinderung. Nach dem Essen blieb noch etwas Zeit für den kleinen, aber feinen Klosterladen. Wir deckten uns ein mit Nervenguetzli, spannenden Büchern, Gewürzen, Kerzen und vielem mehr.

Ausblick auf Weinberge
Garten Museum am Strom

Am Nachmittag besuchten wir das Hildegard Museum am Strom an der Rheinpromenade. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Die eine begann im Museum, wo Hildegard als Visionärin und Musikerin im Fokus stand, die andere Gruppe besuchte in dieser Zeit den Kräutergarten.

Am Abend blieb noch etwas Zeit für Wellness, sei es in den Thermen, dem Kneippbad oder Europas grösster Freiluftinhalationsanlage. Die Sole Sprühanlage direkt neben dem Hotel enthält mehr als 17 wertvolle Mineralsalze.

Am Sonntag überquerten wir den Rhein mit der Fähre und verbrachten den Tag in Eibingen. Wir besuchten die heutige Hildegard Abtei hoch über Eibingen, bevor wir zur Wallfahrtskirche hinunterfuhren, wo Hildegards Schrein aufbewahrt ist. Das Mittagessen nahmen wir individuell im touristischen Städtchen Rüdesheim ein. Einige liessen sich nicht davon abhalten, mindestens einmal die berühmt berüchtigte «Drosselgasse» zu durchlaufen.

Nach unserem letzten Abendessen im Hotel trafen wir uns im prächtigen Saal zu unserer Schlussrunde. Alle, die das Bedürfnis hatten, durften sich äussern. Ganz am Schluss wurde die mit Spannung erwartete Preisverleihung unserer 20 Quizfragen durchgeführt. Zu gewinnen gab es Spezialitäten aus der Region wie zum Beispiel eine kleine Flasche Wein, Hildegard Gewürz und natürlich die legendären Nervenguetzli.

Relief Dom von Speyer
Das Relief am Dom von Speyer

Auf der Heimfahrt machten wir Halt in Speyer und besuchten wahlweise den riesigen Dom oder den historischen Judenhof mit seinem gut erhaltenen Ritualbad aus dem frühen Mittelalter.

Wir beiden Leiterinnen, Tanja Haas und ich sind uns einig, die Reisevorbereitungen haben sich mehr als gelohnt. Wir konnten alles planmässig durchführen und dies ohne gravierende Zwischenfälle. Bei so einer grossen Gruppe (wir waren immerhin 40 Personen) ist dies alles andere als selbstverständlich.

die beiden Leiterinnen Andrea Vetsch und Tanja Haas
Andrea Vetsch und Tanja Haas (von links)

Bericht und Bilder: Andrea Vetsch

Tausende von Stunden – tausend Dank dafür!

CAB-Kulturknaller 2019: Stadtführung in Konstanz

Heute ist Welttag der Freiwilligen. An diesem Tag werden Menschen, die Freiwilligenarbeit leisten, weltweit für ihr Engagement geehrt.

Auch die CAB hat allen Grund, seinem Team von ungefähr 150 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für tausende geleisteter Stunden tausend Dank zu sagen! Genau genommen sprechen wir für das Jahr 2023 von 130 Mitarbeitenden, 15’237 Freiwilligen-Stunden, die von 1. Januar bis heute geleistet wurden. Dies an 1’693 Tagen.

Andrea Vetsch, Kursverantwortliche der CAB:

«Unsere mehr als fünfzig CAB-Kurse könnten ohne diese Freiwilligen-Einsätze kaum stattfinden. Aus diesem Grund haben wir von der CAB in den letzten Jahren der Aus- und Weiterbildung von freiwilligen Mitarbeitenden mehr Aufmerksamkeit geschenkt und diesen Bereich professionalisiert. Unser Ziel ist es, die Qualität der Freiwilligenarbeit hochzuhalten und zu fördern. Wir sind all den Menschen, die sich innerhalb der CAB mit viel Engagement und Herzblut ehrenamtlich engagieren, sehr dankbar».

Und Roland Gruber, bei der CAB u.a. zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, ergänzt:

«Ich bin im Rahmen von Kursbesuchen aber auch im Rahmen des Kurses, den ich leiten darf, immer wieder berührt davon, mit welchem Elan und mit welcher Liebe für diese Begleit-Aufgabe unsere freiwilligen Mitarbeitenden unsere Kursteilnehmenden unterstützen, und dies stets getreu dem Motto: Hilfe wo nötig, Selbstbestimmung wo immer möglich».

Und: Freiwilligenarbeit geschieht in unserer Gesellschaft sehr oft im Verborgenen. Dies ist auch bei der CAB nicht anders: In den oben genannten Zahlen ist freiwillige Unterstützung, die spontan abseits der CAB-Kurse geleistet wird und von der wir bei der CAB oftmals gar nichts wissen, noch nicht mit eingerechnet. So kennen wir unzählige Fälle, wo sich Kursteilnehmende und freiwillige Mitarbeitende z.B. an einem Wandertag oder in einer Wanderwoche kennenlernen und sich später individuell zu Wanderungen verabreden.

Auch deshalb ist es wichtig, am heutigen Welttag der Freiwilligen, aber auch sonst, an die Wichtigkeit der Freiwilligenarbeit zu erinnern.

Wir von der CAB sagen: DANKE!

Link: Freiwilligenarbeit bei der CAB

Beitragsbild: Im Rahmen des CAB-Kulturknallers 2019 erkunden blinde und sehbehinderte Kursteilnehmende zusammen mit ihren ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleitern die Innenstadt von Konstanz. Foto: Roland Gruber

CAB-Kurs Persönlichkeitsentwicklung und Auftrittskompetenz

Der Kurs Auftrittskompetenz (vom 21. bis 24. Februar 2024) geht weit über ein Bewerbungstraining hinaus.

Was kann ich? Was will ich? Wer bin ich? – in den gemeinsamen Tagen geht es darum, anhand erprobter Methoden Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen seiner eigenen Fähigkeiten zu stärken. «Wir werden eine gute Balance zwischen Theorie, Praxis und Erleben finden», sagt Gabi Waber, die Kursleiterin.

Was alles im Kurs Platz hat erfahren Sie im kurzen Interview mit der zertifizierten Business- und Privatcoachin Gabi Waber:

CAB: Gabi, wie ist die Idee für dieses Training entstanden?

Gabi Waber: Im Leben entscheiden oft Kleinigkeiten, ob zum Beispiel ein potentieller Arbeitgeber oder eine Arbeitgeberin sich für oder gegen einen Bewerber oder eine Bewerberin entscheidet. Häufig ist der Grund nicht die fachliche Kompetenz, sondern das Auftreten der Person. Arbeitgeber suchen jemanden, der ein Problem für sie lösen kann. Wer sich entsprechend präsentieren kann, wer sehr genau weiss, welche Stärken er mitbringt und auch weiss, welche Schwächen er hat und diese selbstbewusst vertreten kann, ist eindeutig im Vorteil. Man muss sich im Vorfeld mit den eigenen Stärken und Schwächen beschäftigen und sich klar machen, welche Qualitäten man hat.

Für Blinde und Sehbehinderte kommt ein Aspekt dazu: Sie müssen wissen, welche Aufgaben und Situationen sie mit welchen Hilfsmitteln meistern können. Wenn zum Beispiel ein Arbeitgeber grundsätzlich interessiert ist an einem Bewerber, er aber Hürden sieht, bei denen er nicht weiss, wie er sie lösen kann, muss ein Blinder und Sehbehinderter die Lösung schon parat haben, damit das potentielle Problem gar nicht erst auftritt. Und so geht es mit Situationen im Alltag genauso. Wenn man vorher Lösungen überlegt hat für verschiedene Situationen, bleibt man handlungsfähig.

Mit diesem Seminar möchte ich meine Kompetenzen aus der Arbeit als Coach und Trainerin und meiner Arbeit mit Blinden und Sehbehinderten verbinden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer einen Weg gibt, man nur die richtige Lösung finden und präsentieren muss.

CAB: Was dürfen die Teilnehmenden erwarten?

Gabi Waber: Hier ein paar Schlagwörter der Themen mit denen wir uns beschäftigen werden: Selbstpräsentation, Soft Skills und Hard Skills, Bewerbungsgespräch, Austausch und Netzwerken. Wir werden durch bewährte Übungen und gegenseitige Reflexion erleben, wie sich eine starke, selbstbewusste Körperhaltung anfühlt, wie man gut auf die interessanten Fragen in Gesprächen antworten kann und wie man einen verbindlichen Eindruck hinterlässt. Wichtig ist mir auch in den gemeinsamen Tagen die Frage zu klären, wie der ideale Arbeitsplatz und Arbeitgeber aussieht. Normalerweise beschäftigt man sich viel damit, ob man als Bewerber zum Unternehmen passt, aber weniger damit, ob der Arbeitgeber zu einem selbst passt.

CAB: Für wen ist der Kurs geeignet?

Gabi Waber: Der Fokus des Kurses liegt auf dem Thema Aufftrittskompetenz, entdecken der eigenen Fähigkeiten, um das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu fördern. Jeder, der ein bisschen mehr Mut, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit brauchen kann, kann (oder sollte) teilnehmen.

Foto: Gabi Waber
Gabi Waber, CAB-Kursleiterin und zertifizierte Business- und Privatcoachin

«Seitdem ich Menschen bei beruflichen Themen unterstütze, habe ich noch keinen Teilnehmenden erlebt, der wirklich Freude am Erstellen der Bewerbungsunterlagen hatte. Nicht das Zusammenstellen der beruflichen Stationen und der jeweiligen Aufgaben, die man erledigt hat, ist das Mühselige daran – sondern das Benennen der eigenen Stärken und Fähigkeiten. Die meisten Teilnehmenden erlebe ich als zu bescheiden. Wenn wir uns im Verlauf des Trainings anhand von gemeisterten Situationen anschauen, welche Fähigkeiten sich entwickelt haben und wie man diese als Alleinstellungsmerkmal und Mehrwert für einen potentiellen Arbeitgeber darstellt, fängt es an, Freude zu machen. Und die Erfolgsquote einen Job zu finden, der wirklich zu einem passt, ist erstaunlich hoch!»
Gabi Waber, zertifizierte Business- und Privatcoachin

Hier geht es zur Kursausschreibung mit Online-Anmelde-Möglichkeit. Sie werden sich in diesem Kurs auch wohl fühlen, wenn Sie nicht stellensuchend sind und ganz generell davon profitieren, Ihre Auftrittskompetenz zu verbessern.

⇒Direkt online zum Kurs anmelden

⇒Und hier gehts zur offiziellen Website der zertifizierte Business- und Privatcoachin Gabi Waber.

⇒Und hier zum Kursleiterinnen-Portrait auf der CAB-Website.

 

Beitragsbild / Symbolbild: Foto von Amy Hirschi auf Unsplash

Die CAB trauert um ihren Vizepräsidenten Franz Fux

Nach einer langen Krankheitszeit mit Auf und Ab ist letzte Nacht Franz Fux im Alter von 71 Jahren verstorben.

Franz Fux hat sich in den letzten Jahrzehnten in der CAB stark und tatkräftig engagiert, mit viel Herzblut. Er war Präsident der Oberwalliser Sektion St. Theodul. Und seit seiner Wahl am 16. Mai 2009 gehörte er auch dem Zentralvorstand der CAB an und unterstützte die CAB-Präsidentin Ruth Häuptli als „ihr“ Vizepräsident, wie sie sich oftmals ausdrückte.

Rudolf Rosenkranz, Geschäftsleiter der CAB, schreibt in einer Mitteilung an Mitarbeitende und Zentralvorstandsmitglieder:

Wir werden Franz und seinen Optimismus nicht vergessen und ihn in ehrendem Andenken bewahren.

Foto: Franz Fux am Telefonieren
Immer in Aktion und Kommunikation: Franz Fux am Telefon

Wir von der CAB sprechen der Familie von Franz, besonders seiner Lebenspartnerin und ihren beiden Söhnen, unser Beileid aus und wünschen allen viel Kraft für die kommenden Tage. Wir sind sehr dankbar für alles, was Franz für die CAB und für das Blindenwesen getan und bewirkt hat.

 

 

 

Beitragsbild / Symbolbild, Foto von Yves Moret auf Unsplash:
Die Kapelle Maria zum Schnee, Wahrzeichen der Bettmeralp, in Franz Fux' Heimatkanton Wallis.

Kursprogramm 2024

Wir freuen uns, Ihnen unser neues Kursprogramm präsentieren zu dürfen. Über 40 mehrtägige Bildungs- und Freizeitangebote stehen zur Auswahl. Neben Kunst, Kultur und Allgemeinwissen finden Sie zahlreiche Sportangebote für alle vier Jahreszeiten.

Unsere beliebten Tageskurse
13 Tagesangebote, über das ganze Jahr verteilt, finden Sie ebenfalls in diesem Kursprogramm: Wander- und Kreativtage, viel Kultur und Allgemeinwissen.

Das Kursprogramm 2024 als PDF: Kursprogramm 2024

Link mehrtägige Kurse: mehrtägige Kurse

Link Tageskurse: Tageskurse

Anmelden können Sie sich per Mail unter kurse@cab-org.ch oder telefonisch unter 044 466 50 66.

Wir freuen uns auf Sie!
Ihr CAB Kurssekretariat

 

Canne Blanche 2023

Sieger der Canne Blanche 2023, ist biped, ein Projekt, das auf künstlicher Intelligenz basiert, ein «intelligenter Co-Pilot für sehbehinderte Fussgänger». CEO und Gründer des Lausanner Startups ist Mael Fabien.

Auf dem zweiten Platz rangiert die Firma EAO aus Olten mit dem Produkt der Touchless-Türöffnertaste, die in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs zum Einsatz kommen und die autonome Mobilität Sehbehinderter und Blinder im ÖV erhöhen wird.

Den dritten Platz erreichte die von der Universität St. Gallen zusammen mit dem Unternehmen afca AG entwickelte Augmented-Reality-Software head2screen, die Menschen mit starken visuellen Beeinträchtigungen bei der Arbeit am Computer unterstützt.

An einer feierlichen Preisverleihung, welche im Stadttheater Olten stattfand, wurden die drei Preisträger und auch die anderen 18 eingereichten Projekte, gewürdigt.

Die Canne Blanche ist sozusagen der «Oskar des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenwesens». Die CAB war durch ihren Mitarbeiter Roland Gruber in der Fach-Jury vertreten.

Weitere Informationen und Medienmitteilung des SZBLIND

Website Canne Blanche mit Beschreibungen aller 21 eingereichten Projekte

Sonne und Regen und ganz viel Urner Kultur

Wandertandem mit Bergkulisse

Wanderwoche Altdorf vom 23. – 30. August 2023

Ein Reisebericht von Roger Fuchs

Mittwoch 23. August: Anreisetag
Die meisten Teilnehmer trafen kurz nach 16 Uhr im Hotel Höfli in Altdorf ein. Um 17 Uhr gab es erste Informationen für den nächsten Tag und eine Vorstellungsrunde der Teilnehmer und Begleiter und anschliessend einen Apéro.

Donnerstag, 24. August: Schächentaler Höhenweg zum Fleschsee (Aufstieg: 550 m, Abstieg: 500 m, Distanz: 10 km, Wanderzeit: 4,5 Std.)
Mit der Seilbahn fuhren wir ab Altdorf auf 1500 m über Meer auf die Eggberge. Nun folgten wir dem Schächentaler Höhenweg in circa 3 Stunden zum Fleschsee. Der Aufstieg war streng, da wir praktisch immer einer starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren.

Nach dem Mittagessen badeten einige Unentwegte im eher schlammigen Fleschsee. Anschliessend stiegen wir in zum Flesch Kiosk auf. Von dort aus stiegen 3 Tandems mit Daniel Borter in gut 20 Minuten zum Gipfelkreuz des nahe gelegenen Berges «Hüenderegg» auf.

Im Flesch Kiosk gab es Kaffee und Nussgipfel. Berti und Michael spielten für uns auf Ziehharmonikas Ländlermusik.

Freitag, 25. August: Maderanertal, Aufstieg zum Golzerensee (Aufstieg:660 m, Distanz: 7.4 km, Wanderzeit: 3 Std.)
Mit dem Bus fuhren wir ins Maderanertal bis zur Talstation der Golzeren Seilbahn. Von dort aus wanderten wir weiter dem Tal und dem Chärstelenbach folgend bis zur Abzweigung Golzerensee. Der grösste Teil des Weges war im Wald und bei deutlich kühleren Temperaturen als gestern. In Serpentinen folgten wir dem Weg. Im oberen Teil lichtete sich der Wald und steile Alpweiden wurden sichtbar. Schon bald erreichten wir das Dorf Golzeren und den Golzerensee mit der Feuerstelle.

Auf der Golzeren wurde im 19. Jahrhundert Eisenerz abgebaut und auf Kuhfellen ins Tal geschleift.

Bei der Feuerstelle hatte Daniel Borter, der mit uns startete und trotzdem 1.5 Stunden vor uns da war, eine herrliche Glut bereit für unsere Würste. Nach einem ausgiebigen Mittagessen aus dem Rucksack, konnten wir vor einem möglichen Regen in eine gemütliche Bergbeiz flüchten und wurden mit warmen Getränken verwöhnt.

Samstag, 26. August: Von Göschenen Bahnhof auf den Natur-Staudamm Göscheneralp (Aufstieg: 730 m, Distanz: 10 km, Wanderzeit: 4 Std.)
Vom Bahnhofplatz Göschenen stiegen wir das erste Wegstück auf einem mit Granit-Pflastersteinen belegten Weg hoch. Nach dem Dorf Göschenen führte uns schon bald ein steiniger Waldweg der Göschenerreuss entlang Richtung Göscheneralp. Dieses erste Wegstück war wildromantisch und wir Teilnehmer hatten genau auf die Hinweise unserer Begleiter zu achten, damit wir auf dem feuchten Untergrund immer sicheren Halt hatten. Das nächste Wegstück führte uns über eine steinige, mit Tannenbäumen bewachsene Alpweide weiter aufwärts. Die grasenden Kühe kamen durch uns in helle Aufregung und begleiteten uns die nächste halbe Stunde bis zum nächsten Kuhgatter. Schliesslich erreichten wir den Mittagsrastplatz.

Ein oder zwei Tandems nahmen bereits von hier aus das Postauto in die Göscheneralp.

Als nächstes folgte ein steilerer und steiniger Weg. Es war wichtig, gut auf die Hinweise unserer Begleiter zu hören, damit auch jeder Teilnehmer sicher dieses Wegstück schaffen konnte. So kamen wir auf eine Hochebene mit einem See und einem Berg-Campingplatz. Spätestens ab hier nieselte es aus dem Nebel. Es entschlossen sich etwa 2 Tandems zur Weiterfahrt mit dem Postauto.

Obschon der Natur-Staudamm noch einige Kilometer entfernt war, türmte er sich mächtig vor uns auf. Uns begegneten über 100 Geissen. Schliesslich erklommen wir den Staudamm in dichtem Nebel. Nach dem Überqueren des Staudams erreichten wir das Restaurant.

Sonntag, 27. August: Regenwanderung zum Hofladen von Erika Arnold in Seedorf (Distanz:7 km, Wanderzeit: 2,5 Std.)
Zuerst durchschritten wir in voller Regenmontur Altdorf bis zur Reuss. Dann  folgten wir ein längeres Stück dem Reussdamm bis auf die Höhe von Flüelen, bogen dann  links ab nach Seedorf und kamen so zum Hofladen von Erika. Dort erwartete uns bereits unser erster Überraschungsgast, Marzio Medici. Im uns von Erika freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellten grossen Raum mit Tischen konnten wir so unser Picknick im Trockenen einnehmen. Während des Mittagessens las uns Marzio in seinem urigen Urner Dialekt drei Urner Sagen vor. Anschliessend wanderten die meisten Tandems in einer halben Stunde nach Flüelen. Von dort nahmen wir den Bus nach Altdorf.

Talk mit Dani Arnold (Extrembergsteiger, Speed Kletterer und Bergführer)
moderiert von Daniel Borter

Dani Arnold (Bild www.redner-agentur.com)

Unmittelbar nach dem Nachtessen weihte uns Dani Arnold in die Geheimnisse des Speed Kletterns ein. Was bedeuten die beiden Begriffe: „Solo“ und „free Solo“?

«Solo»: Eine Route wird alleine durchstiegen, aber es wird ein Notfallpaket (Seil, Klettergstältli, Karabiner etc.) mitgenommen.

«free Solo»: Ebenfalls Alleingang ohne jegliches Notfallpaket.

Dani Arnold hat die 5 grossen Nordwände der Alpen Solo und zum Teil auch free Solo durchstiegen. Im Berner Oberland: Die Eiger Nordwand, im Wallis: Die Matterhorn Nordwand, in der Region Grenoble (2 Nordwände): Les Grandes Jorasses Nordwand, Le Petit Dru Nordwand. In den Dolomiten: Die Grosse Zinne Nordwand

Diese Durchstiege der Nordwände haben alle in Rekordzeiten stattgefunden. Solche Unternehmungen müssen minuziös geplant werden und bedingen zum Teil mehr als ein Jahr Vorbereitungszeit. Die Wandverhältnisse, die persönliche, körperliche und die mentale Verfassung alles muss stimmen und Dani muss sich vollkommen auf sich selber verlassen können.

Anschliessend beantwortete Dani Arnold mit grosser Ausdauer alle unsere Fragen.

Montag, 28. August 2023, Führung durch den „Flecken“ Altdorf von Geni Herger, Dauer: 2 Std.
Altdorf war nie eine Stadt, sondern wurde als „Flecken“ Altdorf bezeichnet. Altdorf war immer der Hauptort des Kantons Uri und von der Bedeutung her den beiden Städten Stans und Schwyz der Urschweiz gleichgestellt. Der Kanton Uri wurde immer wieder von Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Lawinen und Rüfenen) heimgesucht. Auch von verheerenden Stadtbränden blieb Altdorf nicht verschont.

Zum Mittagessen stiegen wir am Ende der Führung zum hoch über Altdorf gelegenen Restaurant Nussbäumli auf und genossen dort einen herrlichen Gersauer Käsekuchen. Am Nachmittag wanderte ein Grossteil der Teilnehmer in circa einer Stunde nach Flüelen und bestieg dort das Schiff zu einer Rundfahrt über Brunnen.

Dienstag, 29. August, Weg der Schweiz von Bauen nach Seelisberg und Abstieg zum Rütli (Aufstieg: 530 m, Abstieg: 530 m, Distanz: 10 km, Wanderzeit: 4 Std.).
Trotz angesagtem Regen bestiegen wir den Bus nach Flüelen, nahmen das Schiff bis Bauen und begannen unsere Wanderung, die unzähligen Treppenstufen hoch.

Ich wollte es genau wissen, darum lief ich am Schluss und zählte die Stufen. Schlussendlich zählte ich 1006 Stufen bis zum gedeckten Rastplatz. Von dort ging es weiter aufwärts, bis zu einer Hochebene. Dort entdeckten wir bald links unten das Seelisberger Seeli, aber immer noch keine Spur von Seelisberg. Erst nach 1.5 Std. durchschritten wir Seelisberg und machten auf dem gedeckten Vorplatz einer Kapelle eine kurze Rast in unmittelbarer Nähe des riesigen Hotelkomplexes der Yogis. Einige Tandems bestiegen hier das Bähnli nach Treib und fuhren von dort nach Flüelen zurück. Die restlichen Tamdems stiegen in gut 50 Minuten zum Rütli ab und bestiegen von dort das Schiff nach Flüelen.

Nach dem Nachtessen konnten wir noch unsere Meinung zur vergangenen Woche mitteilen.

Mittwoch, 30. August, Abreisetag
Nach dem Frühstück nahmen wir den Bus zum Bahnhof Altdorf und reisten nach Hause.

Solothurn, 3. September 2023
Text: Roger Fuchs

Gerald Knoll „Es wäre wünschenswert, wenn unsere Gesellschaft zu mehr Gelassenheit, Menschlichkeit und Ruhe finden würde.“

Gerald Knoll ist seit knapp vier Jahren der Leiter des Bildungs- und Begegnungszentrum (BBZ) Zürich. Der Noch-57-Jährige wohnt in Zürich im lebendigen und multikulturellen Stadtteil Wiedikon. Seine Hobbys sind Sport und Bewegung in der Natur – allem voran Mountainbiken, Badminton und Wandern. Er ist ein visueller Mensch, hat schon früh mit Fotografieren begonnen. Nach einer Zusatzausbildung erstellt er in seiner Freizeit Kurzfilme und Kurzdokumentationen. Nach der Arbeit geniesst er mit Freundinnen und Freunden das reichhaltige Angebot Zürichs und anderer Städte – insbesondere Konzerte verschiedenster Musikstilrichtungen.


NÄHER ran: Gerald, wie sieht Dein beruflicher Werdegang aus, respektive wie kam es, dass Du Leiter des BBZ Zürich geworden bist?

Gerald Knoll am Gardasee, im Hintergrund felsige Berge
Bildbeschreibung: Gerald Knoll, Mitte 50, Dreitagebart am Gardasee mit den markanten, felsigen Bergen, welche ihn jedes Jahr für seine Mountainbike-Ferien anlocken.

Gerald Knoll: Das fing 1995 in Herisau an. Dort habe ich mit psychisch beeinträchtigten Menschen den Schritt in die soziale Arbeit gemacht. Als gelernter Energieelektroniker konnte ich nach meiner Ausbildung in Deutschland zum „Arbeitsagogen“ die Faszination an der Technik mit der Sinnstiftung, welche ich mit der Arbeit mit Menschen erfahre, in Kombination bringen. Nach einigen Jahren wechselte ich dann in die Jugendarbeit, zunächst ins eher ländlich geprägte Wattwil, danach in die quirlige Stadt Zürich. Dort war ich als Stellenleiter beim Aufbau des Jugendkulturlokals „Planet 5“ massgeblich beteiligt. Ein etwa 7-jähriges Intermezzo im Studentischen Zentrum der ETH Zürich brachte mir ergänzende Erfahrungen in der Eventbranche. Dann kam der Moment, an dem ich zurück in den angestammten Beruf wechseln wollte – man wird ja nicht jünger… So begann ich im Oktober 2019 als Stellenleiter des BBZ Zürich diese abwechslungsreiche Arbeit mit den tollen und faszinierenden Menschen.

NÄHER ran: An wen richtet sich denn dieses Angebot des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes in erster Linie?

Gerald Knoll: Wir sprechen alle blinden und sehbehinderten Menschen an, die in der Schweiz leben. Das BBZ Zürich ist im Grossraum Zürich / Aarau / Schaffhausen / Glarus so ziemlich das einzige Angebot dieser Art. Für IV-Empfänger:innen trägt der jeweilige Heimatkanton die finanziellen Kosten. Wichtig sind jedoch grundlegende Deutschkenntnisse, denn bei uns steht neben der Beschäftigung der soziale Austausch im Mittelpunkt. Wir sind quasi ein Treffpunkt für Betroffene – manche nennen das BBZ sogar ihre „zweite Familie“.

NÄHER ran: Was sind Eure Angebote im BBZ Zürich? Und welches sind die beliebtesten Angebote?

Gerald Knoll: Puh… Auch hier könnte ich eine lange Liste aufzählen. Ich mache es kurz: Bei uns handwerkeln viele Teilnehmende mit Wolle, Stoff, Filz, Holz, Speckstein, Farben, Ton. Sehr beliebt ist auch die Arbeit mit Kerzenwachs und Seifenwachs, bzw. mit Peddigrohr und Rattan. Die Besucher:innen können eigene Projekte umsetzen oder aber an der Herstellung unserer Markt-Produkte mitwirken. Ein Besucher:innen-Magnet ist zudem, dass bei uns täglich gekocht und gemeinsam gegessen wird. Das erspart dem einen oder der anderen doch so manchen Kochaufwand zu Hause – womöglich ganz alleine.

NÄHER ran: Gibt es im BBZ Zürich überhaupt noch Platz für neue Interessierte?

Gerald Knoll: Wir bieten für circa vierzig Personen die Möglichkeit bei uns ihre Freizeit zu verbringen. Aktuell haben wir dafür noch freie Kapazitäten. Es ist ganz einfach: Wer Interesse hat, kann einfach telefonischen Kontakt mit uns aufnehmen – alles weitere besprechen wir dann persönlich. Die Telefonnummer findet Ihr ganz unten an dieser Seite beziehungsweise gleich hier: 044 740 27 40

NÄHER ran: Können die BBZ’s des SBV auch von Menschen mit mehrfachen Behinderungen besucht werden?

Gerald Knoll mit Vanille-Eis
Bildbeschreibung: Gerald Knoll, Mitte 50, schwarze Lederjacke, ein breites Grinsen im Gesicht. Der Grund dafür ist das feine Vanille-Glace in seiner Hand.

Gerald Knoll: Absolut, das ist für uns selbstverständlich. Natürlich können auch Menschen mit zusätzlichen Beeinträchtigungen zu uns kommen. Wir sind unkompliziert und suchen für jede Person die besten Möglichkeiten. Dabei gehen wir auf jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer individuell ein und beziehen unsere Besuchenden stets in ihre persönliche Entwicklung ein – es ist ja schliesslich deren Leben. Dort wo nötig, geben wir den Menschen Unterstützung – wir regen aber auch zur Entwicklung an.

NÄHER ran: Kannst Du etwas sagen über die Finanzierung?

Gerald Knoll: Die meisten unserer Klient:innen bekommen den Aufenthalt durch den Kanton Zürich bzw. durch ihren Wohnkanton bezahlt. Die Beiträge der öffentlichen Hand decken jedoch nicht die vollen Kosten des BBZ. Daher sind wir auf Spendengelder und Einnahmen aus dem Fundraising angewiesen. Ausserdem bringt der Verkauf der bei uns hergestellten Waren einen weiteren Zustupf in unsere Kasse.

NÄHER ran: Vor ein paar Wochen, am 15. Juni, hattet Ihr den Tag der offenen Tür. Was konnten die Besucherinnen und Besucher dort erleben?

Gerald Knoll: Ja, der Tag war herrlich. Die Gäste konnten nicht nur zuschauen, wie geschickt unsere blinden und sehbehinderten Angebotsnutzer:innen ihre Tätigkeiten verrichten. Sie zeigten, wie sie mit der Stäbchenwebtechnik Sitzkissen und Teppiche herstellen. Andere führten das Schreiben mit der Braille-Maschine vor. Ein Klient aus Syrien präsentierte seine kunstvoll hergestellten Steinfiguren aus Speckstein. Höhepunkt war nebst diesen handwerklichen Eindrücken, die Aufführung eines Theaterprojekts. Eine russische Nutzer:in leitet ein Theaterprojekt, in dem die Mitwirkenden aktiv eingebunden sind. Auch die Tanz-Vorführung unserer Tanzgruppe gab einen guten Einblick in die Vielfalt und Lebendigkeit dieses Ortes.

NÄHER ran: Du begegnest in Deiner Tätigkeit vielen Menschen, die blind oder sehbehindert sind? Wo siehst Du im Moment die grössten Herausforderungen für Blinde und Sehbehinderte?

Gerald Knoll auf Motorrad.
Bildbeschreibung: Gerald Knoll, Mitte 50, weisse Motorrad-Lederjacke, sitzt auf seiner Maschine. Motorradfahren zählt er seit Anfang diesen Jahres neu zu seinen Hobbys.

Gerald Knoll: Obwohl viele Ansätze im Bereich der Integration umgesetzt werden, sei es durch technische Hilfsmittel (Stichwort: „Smartphone“) oder durch Auflagen im Baubereich, so sehe ich doch noch Mängel an einer echten Inklusion. Einige Betroffene klagen beispielsweise über Rücksichts-, zumindest aber Gedankenlosigkeit. Vor unserem Haus parken teilweise überlange Autos hemmungslos mit ihren „Hinterteilen“ bis weit über die Leitlinie hinaus. Mein elektronisches Fotoalbum hierfür füllt sich zusehends. Nicht nur, dass ein solches Verhalten für Betroffene gefährlich werden kann (Stichwort: Ausweichen auf die Strasse) – wenn man/frau sich täglich solchen Situationen ausgesetzt sieht, ist es nur verständlich, sich ausgegrenzt zu fühlen. Nach meinem persönlichen Empfinden sind Hektik und Leistungsdruck massgebliche Faktoren für nicht umsichtiges Verhalten, der Mensch will nicht per se schlechtes tun. Von daher wäre es wünschenswert, wenn unsere Gesellschaft zu mehr Gelassenheit, Menschlichkeit und Ruhe finden würde. Ich weiss, das ist eine grosse Hoffnung – aber die stirbt ja bekanntlich zuletzt…

NÄHER ran: Was wünschst Du Dir für die Zukunft des BBZ Zürich und auch für die anderen Standorte?

Gerald Knoll: Wir haben im BBZ Zürich ein wirklich tolles Zusammenleben: Es geht lebendig zu und her, es wird viel gelacht, junge und alte Leute kommen gut miteinander aus und die Arbeit macht Spass. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin aktiv an dieser Stimmung arbeiten, denn diese kommt nicht von allein daher. Damit das möglich ist, braucht es eine ausreichende Finanzierung. Ohne diese kann das Angebot nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Deshalb – das ist mein dritter Wunsch für unser und die anderen BBZ – hoffe ich auf zahlreiche Interessierte beziehungsweise Neuanmeldungen.

NÄHER ran: Vielen Dank, Gerald, für das Interview und viel Erfolg Dir und Euch im BBZ Zürich.

Gerald Knoll: Ja, und ich danke Dir, Roland. Übrigens: Schön, dass der Kontakt mit Euch von der CAB so kollegial und unterstützend läuft. Das macht die Arbeit im Sozialwesen zusätzlich farbiger.

Interview: Roland Gruber
Bildbeschreibungen: Gerald Knoll


Bildungs- & Begegnungszentren BBZ – ein Angebot unserer Partnerorganisation Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV:

Wie es ihr Name schon verspricht, bieten die BBZ einerseits die Möglichkeit, neue handwerkliche Techniken und Fertigkeiten zu lernen, andererseits sind sie auch beliebte Treffpunkte, um sich auszutauschen. Jedes BBZ bietet sein eigenes Programm. Sensibilisiertes Fachpersonal begleitet und unterstützt Sie bei Ihren Tätigkeiten. Quelle und weitere Infos: www.sbv-fsa.ch/bbz

BBZ’s gibt es in: Bern, Lausanne, Luzern, St. Gallen und in Zürich

Kontakt zum BBZ Zürich:

Bildungs- & Begegnungszentrum SBV
Moosmattstrasse 30
8953 Dietikon

044 740 27 40

E-Mail ans BBZ Zürich

Web: http://www.sbv-fsa.ch/bbz/zuerich

Öffnungszeiten:

Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag
jeweils von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Betriebsferien Sommer: 31.07.23 – 06.08.23 (Öffnung am 07.08.23)
Betriebsferien Winter: 23.12.23 – 03.01.24 (Öffnung am 04.01.24)


Beitragsbild (ganz oben):
Kreativität im BBZ Zürich: Äste werden von sehbeeinträchtigten Menschen in Scheiben geschnitten und fein geschliffen. Die so entstandenen Kräuterschildchen werden zum Schutz vor Witterung mit natürlichem Leinöl eingerieben. Foto: Gerald Knoll