Walliser Gastfreundschaft brachte uns „dem Himmel ganz nah“

Vom 24. – 31. August 2013 fand die internationale Kultur- und Begegnungswoche für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen, ihre Angehörigen und Begleiter statt. Im Bildungshaus St. Jodern in Visp im Kanton Wallis hatten wir Quartier bezogen. Aus allen vier Mitgliedsorganisationen der Arbeitsgemeinschaft waren die Teilnehmenden in die Schweiz gereist. 28 Taubblinde und ihre Begleiter/Assistenten, die Mitarbeitenden von BAÖ, CAB und DKBW sowie die beiden Gebärdensprach-dolmetscher ergaben eine stolze Gruppe von 66 Personen.

Es gab viel zu erleben und Gastfreundschaft war ganz groß geschrieben. Die ganze Woche war geprägt von viel Herzlichkeit und Offenheit bei all unseren Unternehmungen und Begegnungen. Ob beim Sonntagsgottesdienst in der Hauskapelle, bei den Ausflügen nach Leukerbad, Zermatt oder Sitten, in der alten Säge mit Wasserrad-Antrieb, in der Weinkellerei, im Matterhornmuseum: es gab immer etwas für alle Sinne.

Ein ganz besonderer Tag war der Mittwoch. Er brachte Menschen aus den umliegenden Orten mit unseren Teilnehmenden in kleinen Gruppen zu einem ganz persönlichen Tagesprogramm zusammen. Am Abend gab es viel zu erzählen vom Tandemfahren, vom unterirdischen See, vom Raclette auf der Alp und, und … vom Glück mit dem Wetter und dem eindrücklichen Berg-Panorama.

Der gute Geist der Woche war Pfarrer Jean-Marie Perrig, der mit seinem persönlichen Einsatz und mit seinem Netzwerk den richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort wusste. Mit einem Laib Brot und einer Flasche Wein verabschiedete er uns am Freitagnachmittag in der Felsenkirche zu Raron: Nahrungsmittel für die Seele und den Leib. Ein Symbol für die Woche: das Miteinander und die Freude. Dankeschön auch an Franz Fux von der Sektion St. Theodul für jegliche Unterstützung bei diesen Tagen.

Da am letzten August-Sonntag in der Schweiz der Caritassonntag begangen wird, stand in Jean-Maries Predigt auch eine kleine Geschichte von Martin Buber: Als Rabbi Jizchak ein kleiner Junge war, sagte einmal jemand zu ihm: „Ich gebe dir einen Gulden, wenn du mir sagst, wo Gott wohnt.“ Rabbi Jizchak antwortete: „Und ich gebe dir zwei Gulden, wenn du mir sagst, wo er nicht wohnt.“

Unser Wochenthema war also gar nicht verfehlt: „Dem Himmel ganz nah“ kann man auch auf Erden sein. Jemand aus der Gruppe sagte mir am Freitagabend: So viel Herzlichkeit und Offenheit dieser speziellen Gruppe gegenüber habe ich noch nie so durchgängig erlebt …“

Gerlinde Gregori

(„Lux Vera“ 9-2013 )